Donnerstag, 4. August 2011

Fletschhorn (3993m) und Lagginhorn (4010m) Überschreitung

Das Frühstück sollte von 4:00 bis 8:00 Uhr bereit stehen und da wir viel vorhatten, stellten wir unseren Wecker auf 3:50 Uhr. Gegen 4:00 Uhr saßen wir dann beim Frühstück, bei dem auch schon einiges los war. Wir waren anscheinend nicht die einzigen, die früh los wollten.

Zum Anziehen der Schuhe, Anlegen der Gurte und dem letzten Packen des Rucksacks gingen wir vor die Hütte, da im Schuhlagerraum und im Flur zu viel Gedränge herrschte.

Getümmel beim Anlegen der Gurte und dem Fertigmachen
Leider hatten wir am Vortag nicht mehr genau den Weg ausmachen können, von dem es nun im Dunkeln losgehen sollte. Man sah nämlich nur ein paar Meter weit von der Hütte und der Rest lag in Nebel und Wolken. Wenn wir den Abzweig nicht fanden, wäre das durchaus ärgerlich, da es von der Hütte den Hang hoch auch direkt zum Lagginhorn und zum Weissmies ging, während wir zum Fletschhorn aufsteigen wollten.

So in etwa fanden wir den Weg nach unserem Start um 4:40 Uhr dann doch und liefen zuerst in einem kleinen Moränental, wobei wir eigentlich gleich als wir den Hauptweg verließen auf die Moräne gemusst hätten. Dort oben sahen wir im Dunkeln irgendwann auch die Stirnlampen von zwei anderen Bergsteigern und ihrer Bergführerin, die als einzige außer uns auch zum Fletschhorn wollten.

Morgendlicher Blick auf die gegenüberliegenden Berge
Der Tälligletscher, auf den man von der Moräne abstieg, war eigentlich nur noch ein bisschen mit Geröll bedecktes Eis, auf dem an der ein oder anderen Stelle komische wabbelige Lehmfladen lagen. Nach dem Erklettern einer Geröllhalde am linken Rand gelangten wir irgendwann auf den Firn des Gletschers, auf dem wir den Anstieg zum Fletschhorn fortsetzen würden. Dieser Anstieg zog sich eine ganze Weile hin, da wir unter dem Gipfel bis ganz nach links teilweise durch kleine Lawinenkegel queren mussten. Diese sorgten auch für eine ungewöhnliche Konsistenz des Firns: er war oben fest überfrohren, darunter aber fast hohl, sodass der Pickel immer bis nach unten versank und wir lieber an keiner Stelle einbrechen wollten.

Noch in der Flanke des Fletschhorns
Auf dem Gletscher und dem angeschlossenen Grat pfiff ein ziemlich kalter Wind, der schon seit morgens dafür sorgte, dass uns teilweise die Finger in den Handschuhen trotzdem kalt waren.

Der Firngrat zum Gipfel des Fletschhorns
Über den Gipfelgrat ging es dann zum Gipfel, den wir auf 3993m um 9:13 Uhr erreichten. Vom Gipfel aus stiegen wir zur linken Seite des Berges zuerst in etwas unübersichtliches Geröll nach Süd-Osten ab. Bald fanden wir den Weg in die Firnfelder, die man eigentlich nutzen sollte, um in das Joch zwischen Fletschhorn und Lagginhorn zu gelangen. Den tiefsten Punkt knapp unter 3700m erreichten wir um 9:45 Uhr. Hier verpackten wir das Seil und verstauten unsere Stöcke und Pickel, da gleich neben uns der NNO-Grat des Lagginhorns startete. Diesen galt es nun wieder 300 Höhenmeter mit einer maximalen Schwierigkeit von II+ heraufzuklettern.

Torben auf dem Fletschhorn (3993m)
In dieser Höhe ist körperliche Anstrengung, wie sie beim Klettern erforderlich ist, gar nicht so ohne. Wir mussten bewusst langsam klettern, um nicht total aus der Puste zu kommen. Es lag noch einiges an Schnee auf dem Grat, da es wohl nicht nur am Vortag noch einiges geschneit hatte. Langsam wurde es durch die Sonne auch wärmer und die Ostseite des Grates wurde etwas weich, während die Westseite noch ziemlich fest war, jedoch auch ziemlich steil abfiel, wenn man einmal wieder in den Firn musste, weil der Fels darunter verschwunden war.

Eine dieser Firnstellen hatte anscheinend Hunger auf Kletterer und verschlang Torben kurz vor der Platte, die man unterhalb des Gipfelfirns erklettern musste. Torben brach durch den Schnee ins Leere, vor ihm die Platte und hinter ihm ein Stein, der seinen Rucksack festhielt, sodass er nicht ganz in einem Loch verschwand.

Athletische Kletterstelle 250m über dem Fletschjoch
Um 11:34 Uhr erreichten wir den Gipfel des Lagginhorns über einen kurzen Firngrat als zweiten Gipfel des Tages und ersten Viertausender (4010m) dieses Urlaubs.

Kurz vor dem Gipfel des Lagginhorns
Über steilen aber noch festen Firn stiegen wir nach einem eher kurzen Aufenthalt über den Normalweg ab. Nur an einigen Passagen guckte blankes Eis aus dem Firn und so kamen wir ganz gut voran bis zu dem Übergang in den Fels, an dem wir Pickel und Steigeisen ablegten. Der „Grat“, dem wir nun nach unten folgten war eher eine breite Schulter, auf der wir wahrscheinlich nicht immer den besten Weg nach unten fanden, falls es einen solchen gab. Schwierig war das Gelände jedoch nicht, aber etwas unwegsam. Ganz so fit fühlten wir uns auch nicht mehr, da wir uns dieses Mal zwar besser akklimatisiert fühlten, aber die Tour dennoch einfach ziemlich lang war.

Um 11:34hr 4010m über Null
Nach dem Geröllgrat erreichten wir ziemlich matschigen Firn, den wir mehr schlecht als recht herunterrutschten. Richtiges Abfahren war es nicht, da immer wieder an ein paar unebene Stellen oder kleine Steinchen kamen, die uns dabei stoppten.

Am Ende der Firns erreichten wir eine weitere Moräne, über die wir zur Hütte absteigen konnten, die wir um 14:31 Uhr erreichten. Nach einer kurzen Packpause ging es einer guten halben Stunde später hinunter zur Seilbahn. Für die 300m Abstieg brauchten wir nur eine knappe halbe Stunde, bis wir uns in die Gondel plumpsen ließen.

Nach einer Stärkung im Cafe besuchten wir in Saas-Grund die Touristeninformation und ließen günstige Gruppenunterkünfte für uns abtelefonieren. Eine war bereit uns mit Frühstück für 40 CHF pro Person und Nacht aufzunehmen. Es war die Pension Alpenperle, die direkt bei einem Coiffeur liegen sollte. Den Frisör fanden wir auch, suchten aber lange nach der Pension, da hier zwar jedes zweite Haus Zimmer anbietet, wir aber neben Alpenglühen, Adonis, Antrona, Moonlight usw. die Alpenperle nicht in der Nähe des Coiffeurs fanden. Gegenüber des Cafés, in dem wir gesessen hatten wurden wir nach einer Erkundigung in einem Andenkenladen dann doch fündig. Es gab noch einen Coiffeur und dieser war im Haus der Alpenperle.

Hier haben wir ein Dreierzimmer für uns und Dusche und Bad benutzen wir anscheinend auch alleine, weil zur Zeit keine anderen Gäste hier sind. Im Winter ist die Alpenperle wohl ein Skilager, das 50 Leute aufnehmen kann, während im Sommer eher nur kurz Leute kommen, oder z.B. wie nächste Woche die Jurorinnen der französischen Skimannschaft hier Quartier zum Training in Saas Fee beziehen.

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