Donnerstag, 11. August 2011

Schreckhorn (4078m), Südwestgrat (AD+, III max.)

Wir gingen um 21:00 Uhr zu Bett und wurden um kurz nach halb zwei von dem Tumult im Lager geweckt. Ein paar Minuten später entschieden wir uns, auch aufzustehen und uns anzuziehen. Trotz des früheren Aufstehens blieb der Hüttenwart hart und stellte das Brot und den Tee erst um Punkt 2:00 Uhr auf den Tisch. Eine halbe Stunde später brachen wir im Mittelfeld der anderen Leute auf, die auch auf das Schreckhorn gehen wollten. Es waren neben uns noch vier weitere Seilschaften zwischen zwei und vier Leuten unterwegs.

Den Weg über den Gletscher fanden wir durch die Spur im Schnee und durch eine Seilschaft, die vor uns ging ohne Probleme. Auf dem Rückweg merkten wir, wie hilfreich eine solche Spur war. Später am Tag war nämlich der ganze Schnee vom Gletscher getaut und man sah nur noch das apere Eis, das überall gleich aussah. Als es in den Geröllhang vom Gletscher aufwärts ging, führte Chuck und zwei Leute klebten uns direkt an den Fersen, machten aber keine Anstalten, in dem Gelände zu überholen und vorzugehen. Die leichten Wegspuren verloren sich öfters und es war eine beachtliche Leistung von Chuck, dass wir uns nicht verliefen, wie es uns sonst doch öfters mal passiert.

Anlegen der Steigeisen um 4:55 Uhr
Den rutschigen, steinigen und anstrengenden Gaag verließen wir um kurz vor fünf auf ca. 3100m Höhe und betraten ein Firnfeld, das uns auf den Gletscher unterhalb des Schreckhorns bringen sollte. Unsere beiden Verfolger waren schneller beim Steigeisenanlegen und Anseilen und übernahmen die Führung. Es war immer noch stockdunkel und man sah wenig von der Umgebung. Nach einer Weile hinter unseren beiden Vordermännern merkten wir jedoch, dass wir irgendwie falsch liefen. Die Spur auf der wir waren führte zu weit weg vom Berg. Anscheinend waren wir alle vier auf die Spur zum Strahlegghorn geraten und mussten nun wieder umkehren, um weiter unten der Spur einer anderen geführten Seilschaft zu folgen.

Morgendämmerung am Eiger um 6:30 Uhr
Um 6:06 Uhr erreichten wir am Ende des stark von Spalten durchzogenen Schreckfirns den Bergschrund, den wir auf 3458m überwinden mussten, um in die Rampe zu gelangen, die wir bis zu einer Schulter hinaufsteigen wollten, um so auf den Südwestgrat zu kommen. Der Schnee hatte eine sehr komische Konsistenz. Durch den vielen Neuschnee war er noch nicht richtig gesetzt. Es gab keine feste Oberfläche sondern die Auflage war eher pulverig und rutschig, ohne jedoch schon nass zu sein. Weil uns dieser rutschige Schnee in der steilen Rampe, in der auch ab und zu ein bisschen Eis oder Steine hinunterkamen, gar nicht lag, wechselten wir nach links in die Felsen am Rand der Rampe.

Um 7:20 Uhr in den Felsen, die die Rampe begrenzen
Der Fels, den wir dort vorfanden war schön fester und rauer Granit. Es gab nur sehr wenige lose Blöcke und der Fels war durchweg sehr steil. Wir hatten hier Kletterschwierigkeiten noch nicht erwartet, da nach unserer Erinnerung erst der Grat mit IIIer Stellen aufwarten sollte. Es galt jedoch auch hier schon mal auf kleineren Tritten zu stehen oder sich an den gut griffigen Kanten der Felsen hochzurampfen. Wir mussten uns durchaus schon ein bisschen anstrengen. Ein späteres Nachlesen im Führer bestätigte auch, dass hier schon IIIer Stellen im Fels der Rampe zu klettern sein.

Tiefblick ins Tal von der Schulter kurz unter dem Südwestgrat
Hell geworden war es schon eine Weile lang, aber nun erreichte uns ab kurz nach 8:00 Uhr auch endlich die Sonne. Diese ging über dem Verbindungsgrat zwischen Schreckhorn und Lauteraarhorn auf, von dem es auch einen Anstieg auf den Gipfel gibt, der 1902 von den Erstbegehern gewählt wurde.

Sonnenaufgang auf dem gegenüberliegenden Südostgrat
Am Ende der Rampe wurde es wieder ein bisschen flacher, da wir die Schulter erreicht hatten, von der es nun weiter auf den Südwestgrat gehen sollte. Über uns konnten wir die anderen Seilschaften sehen, von denen die letzte im Schreckfirn an uns vorbeigezogen war.

Südwestgrat des Schreckhorns zum Gipfel (Foto auf 3720m)
Als wir im Südwestgrat kletterten, kamen uns schon die ersten schnellen Seilschaften wieder entgegen. Den oberen Teil bis zur Schulter auf 3800m kann man sehr gut an eingerichteten Abseilstellen abseilen.

Für die letzte Etappe bis zum Gipfel mussten wir uns oben am Ende des Grates noch einmal die Steigeisen anlegen, da wir eine kurze Firnflanke zu einem Firngrat hinauf mussten. Dieser Firngrat könnte bei weniger Schnee vielleicht einfacher zu gehen sein, da er von vielen Blöcken durchzogen war. Zum Glück war der Grat nicht so lang und wir erreichten um 10:08 Uhr auf 4078m den Gipfel des Schreckhorns nach 7,5h Aufstiegszeit. Hier oben war es ziemlich windig und so blieben wir nicht lange dort. Man konnte über den Südostgrat zum Lauteraarhorn hinüber sehen. Über diesen Grat gibt es eine Überschreitung, die uns jedoch nun mit den über 7h Tour in den Knochen ziemlich unmöglich vorkam. Auf dem Grat lag immer noch eine Menge Schnee, den man wohl wegputzen müsste.

Wolkenlage vom Gipfel des Schreckhorns aus beobachtet
Wir machten uns wieder an den Abstieg und begannen nach dem Firngrat mit dem Abseilen. An einigen Stellen waren die Abseilösen nicht so einfach zu finden, da der Grat nicht nur senkrecht nach unten führte. An einer Stelle seilten wir zu weit in die Wand nach Nordwesten ab, fanden aber wieder ein Schlingenbündel, von dem wir daraufhin zurück in die Abseilpiste gelangten. Als diese zu Ende war, opferten wir an einer steilen Stelle noch ein Schlinge, da der Weg vom Grat über die Schulter zur Rampe auch nicht so einfach zu begehen war. Das Ende der Schulter auf 3712m erreichten wir um 12:45 Uhr.  

Blick nach unten auf die noch weit entfernte Schreckhornhütte
Die Rampe entschieden wir im Fels abzuklettern. Wir sicherten zwischendurch immer wieder mit Schlingen und einigen Friends, gingen aber gleichzeitig am Seil. Es gab auch Abseilschlingen in dem Fels, der die Rampe begrenzt, aber wir seilten nicht ab, da wir unsicher waren, wie gut ausgebaut diese Abseilpiste war. Es handelte sich um alte Schlingenbündel und nicht die schönen neuen Haken mit Abseilösen aus dem Südwestgrat.

Beim Abstieg gingen wir den Fels noch weiter hinunter, als wir am Morgen aus dem Firn in ihn eingestiegen waren. Der Firn war zu einer ziemlichen Matschepampe geworden und in der Firnrinne kamen ab und zu mal Eis oder ein Steinchen aus der Wand hinunter. Man hörte das Rauschen von Schmelzwasserbächen.

Queren in der nun ziemlich weichen Firnrinne
Als die Felsen ca. 100 Höhenmeter oberhalb des Bergschrunds zu ende waren, seilten wir noch einmal in die schmierige Firnrinne ab und fanden nach einer Querung im Fels wieder zwei Abseilstellen, die uns bis unterhalb der großen Bergschrundspalte brachten.

Chuck beim Filmen auf dem Schreckfirn
Nun ging es den fast ebenso weichen Firn unterhalb des Schreckhorns wieder hinab, um auf den Gaag zu kommen. Bei Tageslicht betrachtet war diese Schotterhalde noch schlimmer als in der Nacht. Im oberen Teil war es wieder schwierig die Wegspuren zu finden, da es hier und da immer wieder einzelne Absätze mit Schotter in dem Hang gab. Später fanden wir jedoch den Weg und stiegen langsam den Hang hinunter bis zum Gletscher, der 100 Höhenmeter unterhalb der Hütte liegt.

Aussicht vom Schreckfirn
Auf dem Gletscher war nun der Schnee, der gestern und heute morgen noch die Spur zeigte, verschwunden. Im Abstieg war dies aber kein Problem, da wir ja die Hütte sehen konnten und so eine ungefähre Orientierung hatten. Allerdings stiegen wir erst ein bisschen spät vom Gletscher auf, da der Weg zur Hütte durch das Geröll auf der Seitenmoräne nicht so einfach ersichtlich war.

Aperer Gletscher unterhalb der Hütte
Ziemlich fertig von der Tour, die uns 7,5 hinauf und ein paar Minuten länger wieder hinunter gekostet hatte, kamen wir um 17:15 Uhr auf der Hütte an. Hier war wieder einiges los. Die letzte Bahn an der Pfingsteggstation konnten wir uns abschminken, da diese um 19:00 Uhr fahren sollte und wir es bis dahin nie schaffen würden. Eine weitere Nacht auf der Hütte im Lager mit dem kargen Frühstück klang auch nicht so verlockend...

Wir entschieden uns noch abzusteigen nach Grindelwald und packten unsere Sachen, sodass wir eine Viertelstunde später die Hütte in Richtung Tal verließen. Die schwierigeren Stellen des Hüttenwegs, die mit Stahlseilen, Leitern oder Ketten abgesichert waren, würden wir noch im hellen gehen können.

Fast nach anderthalb Stunden erreichten wir einen Fluss, der bei normalem Wasserstand sicher kein Problem darstellte. Anscheinend hatten wir durch die Schneefälle der letzten Tage und dem nun heißen Wetter aber keinen normalen Wasserstand. Es war schwer einzuschätzen, wie hoch das Wasser spritzen würde und wie wir über den Bach kommen sollten.

Wir entschieden uns also alles, was nass werden könnte abzulegen, die Schuhe auf den Rucksack zu schnallen und durch den Bach zu waten.

Spätes Überqueren eines Schmelzwasserbachs
Neben dieser Aktion zog sich der Weg nach unten ganz schön hin. Es sind von der Hütte nach Grindelwald ca. 1500 Höhenmeter, aber auch eine nicht zu unterschätzende Entfernung, die man erst einmal aus dem Tal hinauslaufen muss. Zwischendurch gab es kleinere Gegenanstiege, sodass wir nicht besonders schnell voran kamen.

Bei der Bäregghütte war es so dunkel, dass wir unsere Stirnlampen aufsetzen mussten. Von dort aus sollten es noch knapp zwei Stunden bis ins Tal sein. Von der Station der Pfingsteggbahn nahmen wir direkt hinter dem Haus den steilen Weg über Wiesen und durch einen Wald unterhalb der Bahn nach unten.

Ziemlich kaputt und ausgepowered erreichten wir um 23:13 Uhr das Auto auf dem Parkplatz der Talstation. Damit waren wir fast 21h am Herumlaufen durch die Berge. Bis wir totmüde in unserer Unterkunft bei Meiringen in unsere Betten fielen, waren seit unserem Aufstehen in der Hütte am Morgen über 24h vergangen.

Mittwoch, 10. August 2011

Aufstieg zur Schreckhornhütte

Der Weg zum Schreckhorn startet morgens ziemlich früh von der Schreckhornhütte. Zu dieser sind wir heute auch aufgestiegen. Die Hütte ist in 4,5h von der Bergstation der Pfingsteggbahn zu erreichen. Diese hat ihre Talstation, von der aus man mit einigen Franken mehr als 400 Höhenmeter schnell überbrücken kann, in Grindelwald. Die Dauerparkplätze waren alle schon belegt, da wir super Wetter hatten und es viele Leute in die Berge zog. An der Bergstation der Bahn befindet sich auch eine Sommerrodelbahn und eine Stunde weiter die Bäregghütte, zu der viele Leute auch mit kleineren Kindern unterwegs waren.

Bestes Wetter an der Pfingstegg Bergstation
Die Bergstation auf ca. 1400m verließen wir um 12:17 Uhr und machten uns auf den Weg zur Schreckhornhütte. Ich wunderte mich ein bisschen über die vielen Leute, die mit uns unterwegs waren. Für einen normalen Hüttenaufstieg waren dies viel zu viele.

Nach ca. einer Stunde erreichten wir die Bäregghütte, welche anscheinend ein beliebtes Ausflugsziel ist. Dort tummelten sich viele Leute und man konnte sogar Eis wie an einem Kiosk im Tal kaufen.

Noch 3h...
Kurz hinter einer weiteren Biege des Weges fanden wir ziemliche beeindruckende Warnschilder vor. Diese untersagten das Gehen des Weges zu zu früher und zu zu später Stunde sowie das längere Rasten auf dem Weg wegen großer Gefahren durch Steinschläge oder Felsabbrüche. Tatsächlich wurde der Weg auch schwieriger zu gehen und was auch auffiel waren die Ab- und Anstiege, die wegen Geröllkegeln oder Felsen notwendig waren. Ein Blick auf den Höhenmesser verriet, dass wir nicht so schnell an Höhe gewannen, der Weg also noch ziemlich weit sein würde.

Zwischendurch waren Passagen des Weges mit Ketten und Stahlseilen gesichert. Es ging sogar über eine senkrechte und eine waagerechte Leiter hinweg, teilweise durch Flüsse und auch an einem kleinen Wasserfall vorbei.

Das Panorama, das sich uns bot, als wir weiter in das Tal hinein liefen, war wirklich beeindruckend. Neben einem stark zerklüfteten Gletscher bauten sich vor uns die riesigen Wände der Fiescherhörner auf und wir hatten einen guten Blick auf Eiger, Mönch und Jungfrau.

Unterer Grindelwald Gletscher
Die Hütte erreichten wir schließlich um 16:49 Uhr, nachdem wir von einigen konditionsstärkeren Bergsteigern und Wanderern überholt worden waren.

Ankunft auf der Schreckhornhütte auf 2530m Höhe
Von der Hütte aus versuchten wir den Weg auszumachen, auf dem es am nächsten Morgen losgehen würde. Dies war mit der Beschreibung, die wir aus unserem Führer kopiert hatten, gar nicht so einfach. Wir lasen den Text so, dass man ca. 20m auf einen Gletscher absteigen sollte. Neben der Hütte hatte sich jedoch der Gletscher zurückgebildet und der Gletscher unter der Hütte war ca. 100m tiefer. Man geht die Moräne, welche zur Hütte führt wieder hinab und dann an einem Steinmann nach links auf den Gletscher hinunter. Durch den vielen Schnee, den es die Tage zuvor gegeben hatte, war auf dem Gletscher eine gute Spur zu erkennen, die uns auch am Morgen sehr hilfreich werden würde.

Im Gastraum mit an unserem Tisch saß ein Ehepaar, das seit 30 Jahren immer wieder auf die Schreckhornhütte kommt und eine Nacht bleibt. Wir unterhielten uns eine Weile mit den beiden, die uns verrieten, dass es jedes Jahr einen anderen Hüttenweg gäbe, da dieser sich durch Abrutschen der Hänge und Rückbilden der Gletscher stark verändere. Die beiden kamen aus Zürich, wo sie zum Fitbleiben zweimal die Woche auf den Hausberg liefen. Anscheinend zahlte sich dies aus. Die beiden erzählten uns ein bisschen aus ihrer Zeit am Berg und wir präsentierten ein paar Vorzüge der heutigen Ausrüstung wie z.B. unsere Trinksysteme und unsere Spezialnahrung Peronin, die wir mit Teewasser vermischt in die Trinkschläuche füllten. Albi (Albert) meinte noch man hätte damals einfach nur Thermosflaschen benutzt und wenn die leer waren, dann ging es halt ohne weiter. Er kannte auch noch handgeschmiedete Steigeisen, die speziell für die Schuhe angepasst werden mussten.

Dienstag, 9. August 2011

Engelhörner

Eigentlich wollten wir heute in den Engelhörnern klettern gehen. Da der Regen erst für nachmittags angesagt war, standen wir relativ früh auf, um dann aber schon den ganzen Himmel voller dicker, dunkler Wolken vorzufinden. Klettern in den Engelhörnern konnten wir uns also eher abschminken. Nach ein paar Überlegungen disponierten wir um und entschieden uns für eine kleine Wanderung.

Viele dunkle Wolken in den Engelhörnern
Wir fuhren bis zur Rosenlaui Gletscherschlucht und begannen von dort den Aufstieg zur Engelhornhütte. Nach einer Stunde und zehn Minuten hatten wir im Nieselregen die Hütte erreicht.

Viele Steinmänner am Ausgang der Rosenlauischlucht
Es war ganz schön kalt und ein bisschen windig, sodass wir uns entschlossen, in den Gastraum der Hütte zu gehen. Dort waren noch fünf weitere Wanderer und die Hüttenleute, die gerade drei dicke Rösti für ihre Gäste zubereiteten. Wir gönnten uns jeder einen Kaffee: Chuck zur Hälfte mit irgendeinem Bergschnapps und ich mit Sahne.

Schlechtes Wetter am Wellhorn und Aufreißen drum herum
Für den Abstieg von der Hütte auf der anderen Seite über die Schattenalp und Gschwandenmatt brauchten wir anderthalb Stunden. Normalerweise waren wir zum Klettern den Weg immer bis zur Alp gefahren und hatten dort 15 Franken Wegzoll bezahlt.

Wasser aus der Flasche und von oben
Diesen Abend waren wir bei unseren Vermietern vom Alpensommer 2007 eingeladen. Es ist nun vier Jahre her und wir waren danach jedes Jahr wieder bei ihnen. Dieses Mal haben uns Ruth und Peter das Du angeboten.

Donnerstag, 4. August 2011

Fletschhorn (3993m) und Lagginhorn (4010m) Überschreitung

Das Frühstück sollte von 4:00 bis 8:00 Uhr bereit stehen und da wir viel vorhatten, stellten wir unseren Wecker auf 3:50 Uhr. Gegen 4:00 Uhr saßen wir dann beim Frühstück, bei dem auch schon einiges los war. Wir waren anscheinend nicht die einzigen, die früh los wollten.

Zum Anziehen der Schuhe, Anlegen der Gurte und dem letzten Packen des Rucksacks gingen wir vor die Hütte, da im Schuhlagerraum und im Flur zu viel Gedränge herrschte.

Getümmel beim Anlegen der Gurte und dem Fertigmachen
Leider hatten wir am Vortag nicht mehr genau den Weg ausmachen können, von dem es nun im Dunkeln losgehen sollte. Man sah nämlich nur ein paar Meter weit von der Hütte und der Rest lag in Nebel und Wolken. Wenn wir den Abzweig nicht fanden, wäre das durchaus ärgerlich, da es von der Hütte den Hang hoch auch direkt zum Lagginhorn und zum Weissmies ging, während wir zum Fletschhorn aufsteigen wollten.

So in etwa fanden wir den Weg nach unserem Start um 4:40 Uhr dann doch und liefen zuerst in einem kleinen Moränental, wobei wir eigentlich gleich als wir den Hauptweg verließen auf die Moräne gemusst hätten. Dort oben sahen wir im Dunkeln irgendwann auch die Stirnlampen von zwei anderen Bergsteigern und ihrer Bergführerin, die als einzige außer uns auch zum Fletschhorn wollten.

Morgendlicher Blick auf die gegenüberliegenden Berge
Der Tälligletscher, auf den man von der Moräne abstieg, war eigentlich nur noch ein bisschen mit Geröll bedecktes Eis, auf dem an der ein oder anderen Stelle komische wabbelige Lehmfladen lagen. Nach dem Erklettern einer Geröllhalde am linken Rand gelangten wir irgendwann auf den Firn des Gletschers, auf dem wir den Anstieg zum Fletschhorn fortsetzen würden. Dieser Anstieg zog sich eine ganze Weile hin, da wir unter dem Gipfel bis ganz nach links teilweise durch kleine Lawinenkegel queren mussten. Diese sorgten auch für eine ungewöhnliche Konsistenz des Firns: er war oben fest überfrohren, darunter aber fast hohl, sodass der Pickel immer bis nach unten versank und wir lieber an keiner Stelle einbrechen wollten.

Noch in der Flanke des Fletschhorns
Auf dem Gletscher und dem angeschlossenen Grat pfiff ein ziemlich kalter Wind, der schon seit morgens dafür sorgte, dass uns teilweise die Finger in den Handschuhen trotzdem kalt waren.

Der Firngrat zum Gipfel des Fletschhorns
Über den Gipfelgrat ging es dann zum Gipfel, den wir auf 3993m um 9:13 Uhr erreichten. Vom Gipfel aus stiegen wir zur linken Seite des Berges zuerst in etwas unübersichtliches Geröll nach Süd-Osten ab. Bald fanden wir den Weg in die Firnfelder, die man eigentlich nutzen sollte, um in das Joch zwischen Fletschhorn und Lagginhorn zu gelangen. Den tiefsten Punkt knapp unter 3700m erreichten wir um 9:45 Uhr. Hier verpackten wir das Seil und verstauten unsere Stöcke und Pickel, da gleich neben uns der NNO-Grat des Lagginhorns startete. Diesen galt es nun wieder 300 Höhenmeter mit einer maximalen Schwierigkeit von II+ heraufzuklettern.

Torben auf dem Fletschhorn (3993m)
In dieser Höhe ist körperliche Anstrengung, wie sie beim Klettern erforderlich ist, gar nicht so ohne. Wir mussten bewusst langsam klettern, um nicht total aus der Puste zu kommen. Es lag noch einiges an Schnee auf dem Grat, da es wohl nicht nur am Vortag noch einiges geschneit hatte. Langsam wurde es durch die Sonne auch wärmer und die Ostseite des Grates wurde etwas weich, während die Westseite noch ziemlich fest war, jedoch auch ziemlich steil abfiel, wenn man einmal wieder in den Firn musste, weil der Fels darunter verschwunden war.

Eine dieser Firnstellen hatte anscheinend Hunger auf Kletterer und verschlang Torben kurz vor der Platte, die man unterhalb des Gipfelfirns erklettern musste. Torben brach durch den Schnee ins Leere, vor ihm die Platte und hinter ihm ein Stein, der seinen Rucksack festhielt, sodass er nicht ganz in einem Loch verschwand.

Athletische Kletterstelle 250m über dem Fletschjoch
Um 11:34 Uhr erreichten wir den Gipfel des Lagginhorns über einen kurzen Firngrat als zweiten Gipfel des Tages und ersten Viertausender (4010m) dieses Urlaubs.

Kurz vor dem Gipfel des Lagginhorns
Über steilen aber noch festen Firn stiegen wir nach einem eher kurzen Aufenthalt über den Normalweg ab. Nur an einigen Passagen guckte blankes Eis aus dem Firn und so kamen wir ganz gut voran bis zu dem Übergang in den Fels, an dem wir Pickel und Steigeisen ablegten. Der „Grat“, dem wir nun nach unten folgten war eher eine breite Schulter, auf der wir wahrscheinlich nicht immer den besten Weg nach unten fanden, falls es einen solchen gab. Schwierig war das Gelände jedoch nicht, aber etwas unwegsam. Ganz so fit fühlten wir uns auch nicht mehr, da wir uns dieses Mal zwar besser akklimatisiert fühlten, aber die Tour dennoch einfach ziemlich lang war.

Um 11:34hr 4010m über Null
Nach dem Geröllgrat erreichten wir ziemlich matschigen Firn, den wir mehr schlecht als recht herunterrutschten. Richtiges Abfahren war es nicht, da immer wieder an ein paar unebene Stellen oder kleine Steinchen kamen, die uns dabei stoppten.

Am Ende der Firns erreichten wir eine weitere Moräne, über die wir zur Hütte absteigen konnten, die wir um 14:31 Uhr erreichten. Nach einer kurzen Packpause ging es einer guten halben Stunde später hinunter zur Seilbahn. Für die 300m Abstieg brauchten wir nur eine knappe halbe Stunde, bis wir uns in die Gondel plumpsen ließen.

Nach einer Stärkung im Cafe besuchten wir in Saas-Grund die Touristeninformation und ließen günstige Gruppenunterkünfte für uns abtelefonieren. Eine war bereit uns mit Frühstück für 40 CHF pro Person und Nacht aufzunehmen. Es war die Pension Alpenperle, die direkt bei einem Coiffeur liegen sollte. Den Frisör fanden wir auch, suchten aber lange nach der Pension, da hier zwar jedes zweite Haus Zimmer anbietet, wir aber neben Alpenglühen, Adonis, Antrona, Moonlight usw. die Alpenperle nicht in der Nähe des Coiffeurs fanden. Gegenüber des Cafés, in dem wir gesessen hatten wurden wir nach einer Erkundigung in einem Andenkenladen dann doch fündig. Es gab noch einen Coiffeur und dieser war im Haus der Alpenperle.

Hier haben wir ein Dreierzimmer für uns und Dusche und Bad benutzen wir anscheinend auch alleine, weil zur Zeit keine anderen Gäste hier sind. Im Winter ist die Alpenperle wohl ein Skilager, das 50 Leute aufnehmen kann, während im Sommer eher nur kurz Leute kommen, oder z.B. wie nächste Woche die Jurorinnen der französischen Skimannschaft hier Quartier zum Training in Saas Fee beziehen.

Mittwoch, 3. August 2011

Aufstieg zur Weissmieshütte


Nach unserem Frühstück im Hotel du Glacier haben wir die Sachen in unserem Lager so gepackt, dass wir die Rucksäcke direkt aus dem Auto holen können würden, um in die Seilbahn zu steigen und zum nächsten Ziel aufzubrechen.

Das Auto konnten wir noch im Trockenen beladen. Kurz nachdem wir losgefahren sind, fing es aber schon an zu regnen. Der Regen wurde immer heftiger und zwischendurch prasselten richtig dicke Tropfen auf die Windschutzscheibe. Die angesagten Schauer hatten anscheinend eine Allianz geschlossen und sich in einen ziemlich heftigen Dauerregen verwandelt. Die Straße ins Tal nach Visp war teilweise schon von Lehm und Kieseln tragendem Wasser überspült. Wir sahen ziemlich schwarz für einen vernünftigen Aufstieg. Außerdem war da ja auch die Frage, was dieser Regen oben auf den Bergen ausrichten würde...

Um ein bisschen das Wetter abzuwarten fuhren wir erst einmal nach Visp, wo wir auch noch die Routenbeschreibungen kopierten. In einem Optikerladen ließ ich mir noch einmal meine Gletscherbrille reparieren, da mir auf der ersten Tour beim Anbringen der Seitenverkleidung das Glas herausgefallen war. Die Reparatur beschränkte sich aber auf das Festziehen einer Schraube, was bei McOptik sogar inklusive einer Reinigung der Gläser kostenlos war.

Nach prüfen der Wetterlage an einem Internetterminal am Bahnhof hatten wir immer noch keine Lust, uns in das unsichere Wetter zu begeben und tranken erst einmal einen Cappuccino, der hier in der Schweiz zum Einheitspreis von 3,80 CHF zu bekommen ist. Mit dem aktuellen Wechselkurs ergibt das einen kleinen Cappuccino für 3,40 Euro.

Das Wetter wurde etwas trockener und wir fuhren später mit der Bergbahn von Saas Grund aus zur Station Kreuzboden, von der aus wir die restlichen 300 Höhenmeter zur Hütte in ca. 45 Minuten im Trockenen hinter uns brachten.

Die Weissmieshütte bei etwas instabilem Wetter
Auf seiner Lernkurve, was das Hochtourengehen angeht, machte Torben einen weiteren entscheidenden Schritt. Er lernte wie es ist, in einem vollen Lager zu schlafen, in dem die ersten Stunden noch immer wieder Leute herein poltern, die das Licht anmachen, lange kramen, oder die Tür offen stehen lassen.


Sonntag, 31. Juli 2011

L'Evêque (3716m, N-Flanke) und Hüttenabstieg


Es war abends ein bisschen mehr auf der Hütte los gewesen, wir waren aber wieder in unserem Einzellager untergebracht. Um 4:30 Uhr packten wir schnell alle Sachen in die Kisten, die wir zur Aufbewahrung des Material auf der Hütte verwendeten, das wir nicht mit auf die Tour nehmen wollten. Nach dem Frühstück schafften wir es in Rekordzeit um 5:28 Uhr angeseilt aufzubrechen. Dieses Mal nahm ich meinen Helm mit und setzte ihn gleich auf, während Chuck und Torben meinten wir würden die Helme nicht benötigen, da man ja nur gegen Ende der Tour ein bisschen durch leichten Fels müsse. Hauptsächlich ging die Tour durch Firn. Bevor wir starten konnten, musste allerdings noch der Hals von Chuck geschützt werden. Er sah schon ein bisschen besser aus als am Vortag, aber Sonne sollte er besser nicht mehr abbekommen. Nach einiger Diskussion am Abend vorher waren wir von Mumifizierung mit Klopapier bis hin zu Umwickelnd des Hals mit dem Hüttenschlafsack zu dem Schluss gekommen, dass letzteres am sinnvollsten sei. Chuck trug nun also seinen Hüttenschlafsack als Seidenschal um den Hals.

Die Evêque im Morgenlicht
Der Himmel war fast wolkenlos und wir folgten wieder der Spur vom Vortag. Auf dem Gletscher merkten wir allerdings, dass der Firn wegen des klaren Himmels viel fester war, als am Vortag und so konnten wir neben der zertretenen Spur gehen und kamen ziemlich gut voran. Allerdings war es auch eisig kalt und ein leichter Wind kühlte uns ganz schön aus. Die Regenjacken wollten wir nicht überziehen, da wir uns ja auch ein bisschen anstrengten und man selbst in atmungsaktivem Plastik relativ schnell ins Schwitzen kommt.

Nach der langen eher flachen Passage, starteten wir in die geneigte Flanke der Evêque. Es war noch eine Spur zu erkennen und unser Aufstieg lag im Schatten durch den Chancellier und den angeschlossenen Grat, der zur Evêque führte. In die Sonne kamen wir erst, als wir den Sattel erreichten, von dem es steiler in die Flanke in Richtung Gipfel gehen sollte. Dort cremten wir uns zum Schutz gegen die Sonne ein und setzten unseren Weg zum Gipfel fort.

Zwei Varianten des Sonnenschutzes
Es folgte eine ziemlich steile Passage im Gipfelhang, die sehr stark in die Waden ging. Später wurde es dann wieder geneigter und am Ende liefen wir sogar auf einem schmalen Firngrat zum Beginn der Felsen. Auf einem ersten Vorsprung angekommen legten wir die Pickel, Steigeisen und das Seil ab, um die letzten Meter zum Gipfel zu bewältigen. Chuck und Torben merkten, dass Helme durchaus sinnvoll gewesen wären, da die 20 Höhenmeter bis zum Gipfelgrat von steilem aber ziemlich losem Fels ausgemacht wurden. Wir erreichten den Gipfel auf 3716m um 9:17 Uhr bei bestem Wetter. Dieses Mal hatten wir also 3 3/4 h und somit nur 15 Minuten mehr als veranschlagt gebraucht, was sicher an den besseren Firnverhältnissen und dem technisch weniger anspruchsvollen Anstieg lag.

Gipfelstürmer Torben als erster auf der Evêque
Da wir kaum Wind und eine sehr warme Sonne hatten, blieben wir gute 30 Minuten auf dem Gipfel, bevor wir uns zurück zu unserem Material begaben, das wir am Ende des Firns deponiert hatten. Beim Abstieg im Fels löste sich ein großer Stein und schmetterte in Richtung unseres Materials. Wenn dieser ein Steigeisen oder das Seil getroffen hätte, hätten wir ziemlich blöde dagestanden.

Gipfelfoto um halb zehn
Auf dem Rückweg war der Firn zum Teil immer noch tragend, was uns die Tour um einiges erleichterte. Später wechselten wir in die Spur, in der man weniger einbrach, aber wir kamen ganz gut voran. Besonders unangenehm ist jedes Mal wieder die Passage, um vom Gletscher auf das Plateau vor der Hütte zu kommen. Es geht zwar nur 30 Höhenmeter nach oben, aber diese sind in losem Gestein und relativ steil, sodass man oft auch mal ein bisschen auf kleinen losen Kieseln über Eis abrutscht.

Rückblick vom Gletscher auf den heutigen Gipfel
Die Hütte erreichten wir um 12:49 Uhr und gönnten uns erst nochmal einen Liter heißes Wasser und ein Stück selbst gemachten Apfelkuchen. Nach dem Packen verabschiedeten wir uns von den netten Hüttenleuten und machten uns um 14:02 Uhr auf den Weg ins Tal nach Arolla.

Vom Weg nach Verlassen des Gletschers hatten wir nicht mehr so viele Erinnerungen, da wir diesen beim Aufstieg ja wolkenverhangen und im Regen gegangen waren. Es dauerte dann auch noch 2,5h, um die fast 1100m abzusteigen.

In Arolla angekommen suchten wir das Hotel du Glacier, das uns der Hüttenwirt empfohlen hatte. Wir ließen uns das Lager zeigen. Der Preis überzeugte uns lediglich im Vergleich zu den möglichen Alternativen, die wir für richtige Zimmer zahlen würden. 

Sechsbettlager mit gutem Blick auf die Dusche in der Ecke des Schlafraums






Samstag, 30. Juli 2011

Mont Collon (3637m)


Nach einer um 4:26 Uhr endenden Nacht in unserem Privatlager haben wir uns wieder zum Frühstück aufgemacht. Dieses Mal waren wie am Abend nur wir und eine Gruppe Engländer im Gastraum. Aus dem Fenster im Lager hatte ich in einer Wolkenlücke ein paar Sterne gesehen und wir gingen von gutem Wetter aus. Neben Müsli und Schokomüsli gab es auch kleine Pfannkuchen, die allerdings nicht mehr warm waren. Am Vortag hatte diese wohl die Meute vor uns schon aufgegessen gehabt, als wir zum Frühstück kamen.

Nach dem Packen und Anrödeln schafften wir es diesen Morgen um 5:40 Uhr los zu kommen. Der Himmel war ziemlich bedeckt und unter uns stieg Nebel die Hänge hinauf, der sich über den Gletscher legte. Um zum Mont Collon zu kommen, mussten wir einen ziemlich großen Bogen laufen: Erst ging es mehr als 100 Höhenmeter runter auf den Gletscher, auf dem wir dann einer Spur folgten. Neben der Spur brach man in die Firndecke ein, aber wir folgten sowieso lieber der Spur, da man teilweise nicht so viel im Nebel erkennen konnte und wir wussten, dass es auf dem Gletscher einige Spaltenzonen gab.

Auf dem Gletscher in etwas zu weichem Firn
Die Scharte, von der aus man den Gletscher auf 3212m verlässt und auf den Felsgrad des Mont Collon trifft, erreichten wir um 8:03 Uhr nach ca. 2h20, was uns doch ein bisschen wunderte, da im Führer 1h angegeben war. Trotz der frühen Stunde war der Schnee aber leider schon ziemlich weich, wodurch wir entsprechend langsamer waren, da wir öfters einbrachen.

Das heutige Ziel umrahmt von Nebel und Wolken
Als wir in den Grad starteten, merkten wir, dass es ziemlich blöde war, unsere Helme in der Hütte gelassen zu haben. Am Vortag hatten wir sie nicht gebraucht und so waren wir heute morgen einfach darüber hinweggekommen, sie einzupacken. Schon den Grat zu erreichen war gar nicht einfach, da wir ca. 10m vom Schnee aus erst einmal durch ziemlich brüchiges Gestein nach oben klettern mussten. Viele waren dieses Jahr anscheinend noch nicht da gewesen, da wir so gut wie keine Spur vorfanden.

Erklettern des Felsgrats vom Gletscher aus
In der Flanke am Grat des Berges war ziemlich viel loses Gestein auf dem Boden und der Fels war nicht so toll. Über die Bänder hochquerend kamen wir zu dem Kamin, den man erklettern sollte, entschieden uns aber etwas rechts davon leicht aufzusteigen. Nach dem Kamin fanden wir auch einiges an eingerichteten Abseilstellen. Es sollte sich um Gelände im zweiten Grad handeln, jedoch schätzen wir die letzte Passage um den Gipfelgrat zu erreichen schwerer ein. Sie war ziemlich steil, ging dann doch gut zu klettern, erforderte aber sehr gesundes Selbstvertrauen. Dieses Stück sicherte ich Torben von oben nach.

Erklettern von plattigem Fels
Nach weiteren Metern auf dem Grat erreichten wir wieder Firn. Ca. 40m höher kamen wir auf ein eindrucksvolles Firn Plateu.

Firnaufschwung zum
Gipfelplateau
Von dem Plateau aus sahen wir zwei Gipfelkanditaten und waren nicht sicher, welches der Hauptgipfel sei. Als erstes erkletterten wir den rechten von beiden, den wir um 10:44 Uhr erreichten. Eine Messung stellte heraus, dass er nur 3637m hoch war und der andere wohl höher liegen müsste. Nach ca. einer Viertelstunde standen wir dann auf dem richtigen Gipfel, auf dem meine Uhr 3647m anzeigte. Wir hatten also insgesamt 5 1/4h für die Tour gebraucht, die mit 3 1/2 h im Führer angegeben war. Noch war es allerdings nicht vorbei und nach einer kleinen Pause machten wir uns an den Abstieg. Da der Grat doch etwas heikel war, seilten wir ab, als wir den Fels wieder erreicht hatten.  

Auf dem Plateau bei der Frage, welches nun der Gipfel sei
Das Abseilen lief mit den eingerichteten Ständen ziemlich gut, allerdings war unser 50m Seil das ein oder andere Mal ein bisschen zu kurz, um bis zum nächsten Stand zu kommen. Nach dem letzten Abseilen ging es wieder den Aufstiegsweg hinunter, wobei wir nochmals viel durch loses Gestein abklettern mussten. Es war jedoch kein Problem, unseren Aufstiegsweg zu finden, und so erreichten wir auf diesem auch wieder den Gratanfang, von dem aus wir auf den Gletscher abseilten.

Um 14:01 Uhr ging es dann von der Scharte auf 3173m über den langen Weg auf dem Gletscher zurück. Die Sonne schien ziemlich stark und wir wurden von oben und unten gegrillt. Leider war der Schnee noch schlechter geworden und wir stapften durch ziemlich weichen Matsch. Was wir beim Aufstieg nicht bemerkt hatten, waren viele Spalten, die sich immer wieder auf der Spur befanden. Durch den weichen Schnee brach man nun so weit ein, dass man durchaus in einer Spalte verschwinden konnte, deren Schneedecke bei niedrigeren Temperaturen noch gehalten hätte. Einige Spalten waren kaum zu erkennen, was wohl an dem verhältnismäßig vielen Schnee lag.

Die Sonne brannte wieder erbarmungslos vom Himmel und Torben beschloss sich trotz der Hitze mit seinem Schal wie mit einem Kopftuch zu verhüllen, da er im Nacken und Gesichtsbereich auf keinen Fall weiter verbrennen wollte.

Ziemlich kaputt am Ende der Tour kurz vor der Hütte
Ziemlich kaputt erreichten wir nach 11 Stunden Tour die Hütte um 16:41 Uhr. Ein Blick auf den Hals von Chuck war ziemlich erschreckend. Dieser glänzte in knallrot und bereitet einem Besitzer auch einige Sonnenbrandschmerzen. Leider hatte Chuck am ersten Tag vergessen, den Hals einzuschmieren, sodass er völlig ungeschützt der fiesen vom Gletscher reflektierten Sonne ausgesetzt war. Torbens Gesicht leuchtete mit Chucks Hals um die Wette, obwohl es eigentlich mit LSF 50 eingecremt worden war. Bei mir hatten sich durch wiederholtes eincremen zum Glück nur unterhalb und in der Nase ein leichte Sonnenbrände gebildet.  







Freitag, 29. Juli 2011

Pigne d'Arolla (3796m) und ein bisschen mehr


Um 4:30 Uhr sind wir pünktlich zum Frühstück aufgestanden. Es gab in unserem Lager natürlich wieder einige Experten, die meinten sie müssten ihre Wecker auf 4:00 Uhr stellen und dann im Lager herum wühlen. Mit dem Frühstück und dem Packen unserer Ausrüstung waren wir um 5:30 Uhr fertig. Im Flur der Hütte war ein totales Gewusel und alle standen sich und uns im Weg herum. Manche legten sich sogar schon auf dem Betonfussboden in der Hütte die Steigeisen an, was ich für eine eher dämlich Idee hielt, da hier ja auch noch die Sachen der anderen teilweise auf dem Fußboden lagen und ein versehentlicher Tritt gegen einen Rucksack mit Steigeisen an den Füßen sicher unangenehme Folgen gehabt hätte. Außerdem war mir nun auch klar, warum die Metallgitterstufen zur Hütte so kaputt waren...

Torben und Chuck beim Anlegen der Steigeisen vor der Hütte
Als wir auf 3160m unterhalb der Hütte um 5:40 Uhr den Schnee betraten, brauchten wir die Stirnlampen schon nicht mehr.

Sonnenaufgang über der Dent Blanche
Vor uns und hinter uns war einiges los. Es waren viele Gäste auf der Hütte gewesen und das Wetter war als nicht besonders sicher angesagt. Wahrscheinlich hatten sich deshalb alle für den kürzesten und leichtesten Berg entschieden, der heute auch unser Ziel war. Wir waren auf dem Aufstieg also nicht alleine. Auf einer guten Spur über weiten Firn erreichten wir um 7:51 Uhr den Gipfel der Pigne d'Arolla auf 3796m.

Auf dem Weg zur Pigne d'Arolla
Da bisher alles gut gelaufen war, entschieden wir uns noch auf der anderen Seite zum Col de Brenay abzusteigen, um über den Col de la Serpentine die Option zu haben, auf den Mont Blanc de Cheilon zu gehen. Hier war nun keiner mehr vor uns. Die Spur war zwar noch zu erkennen, musste aber durch den frischen Schnee der letzten Tage neu gespurt werden. Es war leider nicht mehr so kalt, dass man nicht einbrechen würde und so war das Spuren eine ziemlich anstrengende Aufgabe. Nach einem Felsriegel unterhalb des ersten Firnvorgipfels des Cheilon übernahm ich das Spuren durch steilen Firn und wurde schon nach ein paar kleinen Schritten kurzatmig. Nach jedem Setzen des Fußes wartete ich eine Sekunde, bevor ich mich weiter hochschob. Außerdem dauerte es bei der Anstrengung auch nicht lange, bis ich leichte Kopfschmerzen bekam. Anscheinend kann ich mich eher nur langsam an die Höhe gewöhnen.

Aufstieg in einer guten Spur
Den Firngipfel ließen wir erst einmal nur liegen und stiegen hinter dem Firn durch sehr brüchigen Fels in die Scharte am Beginn des Felsgrates ab, der auf den Gipfel führen sollte. Zeitlich waren wir nicht übermäßig gut vorangekommen. Die fünf Stunden, die es von der Hütte auf den Gipfel dauern sollte, waren gerade verstrichen und wir schätzten für den Felsgrat auch noch mehr als eine weitere Stunde...

Auf dem Gipfel der Pigne d'Arolla
So richtig fit waren wir alle nicht mehr und es war ja auch unsere erste Tour, auf der wir naturgemäß noch ziemlich schlecht akklimatisiert waren. Für Torben war es die erste Tour überhaupt. Es war auch das erste Mal, dass er Steigeisen trug und über steilen Firn in einer solchen Höhe ging. Da er nicht so gut einschätzen konnte, wie viel Ausdauer er noch hatte, entschieden wir uns, es nicht zu übertreiben und besser zur Hütte zurückzukehren.

Weiterweg durch kaum gespurten und steileren Firm
Dass dies eine gute Idee war, merkten wir wenig später, als bei Torben ein Konditionstief einsetzte, das er so noch nicht erlebt hatte und das wohl von einer gewissen Überanstrengung zeugte. Zu allem Überfluss brannte die Sonne von oben wir blöde auf uns hinunter. Der Firn, der die ganze Tour ausmachte, reflektierte einen Großteil dieser Sonne, wodurch wir uns wie in einem Backofen bei Ober- und Unterhitze mit zugeschaltetem Grill vorkamen. Genau diese Sonne hatte mittlerweile auch den Firn noch weiter aufgeweicht, wodurch das Zurücklaufen weiter erschwert wurde, da wir jedes Mal tief einsanken. Beim Gegenanstieg zur Pigne d'Arolla mussten wir mehrfach Pausen machen, da unser Puls wie blöde raste und Torben auch sehr schnell kurzatmig wurde.

Beim Weg zurück zur Hütte wäre Torben beinahe noch in einer Spalte verschwunden, da ihm nicht mehr so viel Konzentration geblieben war. Um 15:10 Uhr hatten wir es aber endlich nach neuneinhalb Stunden von unsere ersten Tour zurück zur Hütte geschafft.  





Donnerstag, 28. Juli 2011

Aufstieg zur Cabane des Vignettes

In dem Motel in Freiburg haben wir übernachtet und gefrühstückt. So gegen 8:00 Uhr ging unsere Fahrt weiter nach Arolla, von wo aus wir auf die Cabane des Vignettes aufsteigen wollten. Während wir das Tal hinauffuhren, kamen wir schon durch ein oder zwei kleine Schauer und befürchteten, nicht mehr im Trockenen aufsteigen zu können.
Packen konnten wir jedenfalls noch im Trockenen vor dem Grand Hotel Kurhaus ein wenig oberhalb von Arolla auf ca. 2100m. Von dort aus starteten wir dann auch mit unseren schweren Rucksäcken, die Material für vier Tage und einiges an Ausrüstung enthielten.

Gut gelaunt zur Hütte...
Nach einiger Zeit wurde der Weg ein bisschen anspruchsvoller und man musste über eine Art kleinen Klettersteig weiter. Da es schon leicht zu regnen begann, zogen wir unsere Regenjacken an und stülpten die Regenhüllen über unsere Rucksäcke. Der Regen wurde mehr und hörte bis zur Hütte eigentlich gar nicht mehr auf. Als wir höher kamen, verwandelte er sich in Schnee und die Sicht war ausgesprochen bescheiden durch die vielen tief hängenden Wolken. Die letzten 400 Höhenmeter zur Hütte ging es über einen Gletscher, für den wir aber die Steigeisen nicht mehr anlegten.

Regnerischer, nebelverhangener Aufstieg zum Gletscher unter der Hütte
Auf der Hütte kümmerten wir uns erst mal um unsere ganzen nassen Sachen. Leider gab es keinen beheizten Trockenraum, sodass wir alles nur im Flur der Hütte aufhängen konnten. Mein Rucksack war trotz der Regenhülle im unteren Bereich total voll Wasser gezogen, da mir wohl Regen und Schnee am Rücken hinunter gelaufen waren und vom Rucksack aufgesogen wurden. Sogar im Inneren des Rucksacks war es ziemlich nass.

Nochmal...
An diesem Abend war die Hütte ganz gut gefüllt und wir kamen in ein Lager mit zehn Leuten, in dem aber zum Glück die Matratzen nicht zu schmal waren.