Freitag, 29. Juli 2011

Pigne d'Arolla (3796m) und ein bisschen mehr


Um 4:30 Uhr sind wir pünktlich zum Frühstück aufgestanden. Es gab in unserem Lager natürlich wieder einige Experten, die meinten sie müssten ihre Wecker auf 4:00 Uhr stellen und dann im Lager herum wühlen. Mit dem Frühstück und dem Packen unserer Ausrüstung waren wir um 5:30 Uhr fertig. Im Flur der Hütte war ein totales Gewusel und alle standen sich und uns im Weg herum. Manche legten sich sogar schon auf dem Betonfussboden in der Hütte die Steigeisen an, was ich für eine eher dämlich Idee hielt, da hier ja auch noch die Sachen der anderen teilweise auf dem Fußboden lagen und ein versehentlicher Tritt gegen einen Rucksack mit Steigeisen an den Füßen sicher unangenehme Folgen gehabt hätte. Außerdem war mir nun auch klar, warum die Metallgitterstufen zur Hütte so kaputt waren...

Torben und Chuck beim Anlegen der Steigeisen vor der Hütte
Als wir auf 3160m unterhalb der Hütte um 5:40 Uhr den Schnee betraten, brauchten wir die Stirnlampen schon nicht mehr.

Sonnenaufgang über der Dent Blanche
Vor uns und hinter uns war einiges los. Es waren viele Gäste auf der Hütte gewesen und das Wetter war als nicht besonders sicher angesagt. Wahrscheinlich hatten sich deshalb alle für den kürzesten und leichtesten Berg entschieden, der heute auch unser Ziel war. Wir waren auf dem Aufstieg also nicht alleine. Auf einer guten Spur über weiten Firn erreichten wir um 7:51 Uhr den Gipfel der Pigne d'Arolla auf 3796m.

Auf dem Weg zur Pigne d'Arolla
Da bisher alles gut gelaufen war, entschieden wir uns noch auf der anderen Seite zum Col de Brenay abzusteigen, um über den Col de la Serpentine die Option zu haben, auf den Mont Blanc de Cheilon zu gehen. Hier war nun keiner mehr vor uns. Die Spur war zwar noch zu erkennen, musste aber durch den frischen Schnee der letzten Tage neu gespurt werden. Es war leider nicht mehr so kalt, dass man nicht einbrechen würde und so war das Spuren eine ziemlich anstrengende Aufgabe. Nach einem Felsriegel unterhalb des ersten Firnvorgipfels des Cheilon übernahm ich das Spuren durch steilen Firn und wurde schon nach ein paar kleinen Schritten kurzatmig. Nach jedem Setzen des Fußes wartete ich eine Sekunde, bevor ich mich weiter hochschob. Außerdem dauerte es bei der Anstrengung auch nicht lange, bis ich leichte Kopfschmerzen bekam. Anscheinend kann ich mich eher nur langsam an die Höhe gewöhnen.

Aufstieg in einer guten Spur
Den Firngipfel ließen wir erst einmal nur liegen und stiegen hinter dem Firn durch sehr brüchigen Fels in die Scharte am Beginn des Felsgrates ab, der auf den Gipfel führen sollte. Zeitlich waren wir nicht übermäßig gut vorangekommen. Die fünf Stunden, die es von der Hütte auf den Gipfel dauern sollte, waren gerade verstrichen und wir schätzten für den Felsgrat auch noch mehr als eine weitere Stunde...

Auf dem Gipfel der Pigne d'Arolla
So richtig fit waren wir alle nicht mehr und es war ja auch unsere erste Tour, auf der wir naturgemäß noch ziemlich schlecht akklimatisiert waren. Für Torben war es die erste Tour überhaupt. Es war auch das erste Mal, dass er Steigeisen trug und über steilen Firn in einer solchen Höhe ging. Da er nicht so gut einschätzen konnte, wie viel Ausdauer er noch hatte, entschieden wir uns, es nicht zu übertreiben und besser zur Hütte zurückzukehren.

Weiterweg durch kaum gespurten und steileren Firm
Dass dies eine gute Idee war, merkten wir wenig später, als bei Torben ein Konditionstief einsetzte, das er so noch nicht erlebt hatte und das wohl von einer gewissen Überanstrengung zeugte. Zu allem Überfluss brannte die Sonne von oben wir blöde auf uns hinunter. Der Firn, der die ganze Tour ausmachte, reflektierte einen Großteil dieser Sonne, wodurch wir uns wie in einem Backofen bei Ober- und Unterhitze mit zugeschaltetem Grill vorkamen. Genau diese Sonne hatte mittlerweile auch den Firn noch weiter aufgeweicht, wodurch das Zurücklaufen weiter erschwert wurde, da wir jedes Mal tief einsanken. Beim Gegenanstieg zur Pigne d'Arolla mussten wir mehrfach Pausen machen, da unser Puls wie blöde raste und Torben auch sehr schnell kurzatmig wurde.

Beim Weg zurück zur Hütte wäre Torben beinahe noch in einer Spalte verschwunden, da ihm nicht mehr so viel Konzentration geblieben war. Um 15:10 Uhr hatten wir es aber endlich nach neuneinhalb Stunden von unsere ersten Tour zurück zur Hütte geschafft.  





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