Sonntag, 31. Juli 2011

L'Evêque (3716m, N-Flanke) und Hüttenabstieg


Es war abends ein bisschen mehr auf der Hütte los gewesen, wir waren aber wieder in unserem Einzellager untergebracht. Um 4:30 Uhr packten wir schnell alle Sachen in die Kisten, die wir zur Aufbewahrung des Material auf der Hütte verwendeten, das wir nicht mit auf die Tour nehmen wollten. Nach dem Frühstück schafften wir es in Rekordzeit um 5:28 Uhr angeseilt aufzubrechen. Dieses Mal nahm ich meinen Helm mit und setzte ihn gleich auf, während Chuck und Torben meinten wir würden die Helme nicht benötigen, da man ja nur gegen Ende der Tour ein bisschen durch leichten Fels müsse. Hauptsächlich ging die Tour durch Firn. Bevor wir starten konnten, musste allerdings noch der Hals von Chuck geschützt werden. Er sah schon ein bisschen besser aus als am Vortag, aber Sonne sollte er besser nicht mehr abbekommen. Nach einiger Diskussion am Abend vorher waren wir von Mumifizierung mit Klopapier bis hin zu Umwickelnd des Hals mit dem Hüttenschlafsack zu dem Schluss gekommen, dass letzteres am sinnvollsten sei. Chuck trug nun also seinen Hüttenschlafsack als Seidenschal um den Hals.

Die Evêque im Morgenlicht
Der Himmel war fast wolkenlos und wir folgten wieder der Spur vom Vortag. Auf dem Gletscher merkten wir allerdings, dass der Firn wegen des klaren Himmels viel fester war, als am Vortag und so konnten wir neben der zertretenen Spur gehen und kamen ziemlich gut voran. Allerdings war es auch eisig kalt und ein leichter Wind kühlte uns ganz schön aus. Die Regenjacken wollten wir nicht überziehen, da wir uns ja auch ein bisschen anstrengten und man selbst in atmungsaktivem Plastik relativ schnell ins Schwitzen kommt.

Nach der langen eher flachen Passage, starteten wir in die geneigte Flanke der Evêque. Es war noch eine Spur zu erkennen und unser Aufstieg lag im Schatten durch den Chancellier und den angeschlossenen Grat, der zur Evêque führte. In die Sonne kamen wir erst, als wir den Sattel erreichten, von dem es steiler in die Flanke in Richtung Gipfel gehen sollte. Dort cremten wir uns zum Schutz gegen die Sonne ein und setzten unseren Weg zum Gipfel fort.

Zwei Varianten des Sonnenschutzes
Es folgte eine ziemlich steile Passage im Gipfelhang, die sehr stark in die Waden ging. Später wurde es dann wieder geneigter und am Ende liefen wir sogar auf einem schmalen Firngrat zum Beginn der Felsen. Auf einem ersten Vorsprung angekommen legten wir die Pickel, Steigeisen und das Seil ab, um die letzten Meter zum Gipfel zu bewältigen. Chuck und Torben merkten, dass Helme durchaus sinnvoll gewesen wären, da die 20 Höhenmeter bis zum Gipfelgrat von steilem aber ziemlich losem Fels ausgemacht wurden. Wir erreichten den Gipfel auf 3716m um 9:17 Uhr bei bestem Wetter. Dieses Mal hatten wir also 3 3/4 h und somit nur 15 Minuten mehr als veranschlagt gebraucht, was sicher an den besseren Firnverhältnissen und dem technisch weniger anspruchsvollen Anstieg lag.

Gipfelstürmer Torben als erster auf der Evêque
Da wir kaum Wind und eine sehr warme Sonne hatten, blieben wir gute 30 Minuten auf dem Gipfel, bevor wir uns zurück zu unserem Material begaben, das wir am Ende des Firns deponiert hatten. Beim Abstieg im Fels löste sich ein großer Stein und schmetterte in Richtung unseres Materials. Wenn dieser ein Steigeisen oder das Seil getroffen hätte, hätten wir ziemlich blöde dagestanden.

Gipfelfoto um halb zehn
Auf dem Rückweg war der Firn zum Teil immer noch tragend, was uns die Tour um einiges erleichterte. Später wechselten wir in die Spur, in der man weniger einbrach, aber wir kamen ganz gut voran. Besonders unangenehm ist jedes Mal wieder die Passage, um vom Gletscher auf das Plateau vor der Hütte zu kommen. Es geht zwar nur 30 Höhenmeter nach oben, aber diese sind in losem Gestein und relativ steil, sodass man oft auch mal ein bisschen auf kleinen losen Kieseln über Eis abrutscht.

Rückblick vom Gletscher auf den heutigen Gipfel
Die Hütte erreichten wir um 12:49 Uhr und gönnten uns erst nochmal einen Liter heißes Wasser und ein Stück selbst gemachten Apfelkuchen. Nach dem Packen verabschiedeten wir uns von den netten Hüttenleuten und machten uns um 14:02 Uhr auf den Weg ins Tal nach Arolla.

Vom Weg nach Verlassen des Gletschers hatten wir nicht mehr so viele Erinnerungen, da wir diesen beim Aufstieg ja wolkenverhangen und im Regen gegangen waren. Es dauerte dann auch noch 2,5h, um die fast 1100m abzusteigen.

In Arolla angekommen suchten wir das Hotel du Glacier, das uns der Hüttenwirt empfohlen hatte. Wir ließen uns das Lager zeigen. Der Preis überzeugte uns lediglich im Vergleich zu den möglichen Alternativen, die wir für richtige Zimmer zahlen würden. 

Sechsbettlager mit gutem Blick auf die Dusche in der Ecke des Schlafraums






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen